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Zalende

Zalende

Etwas südlich des Dorfes Campascio, auf der linken Talseite am Fusse des Gebiets Ruscelina, lebte eine wohlhabende Witwe in einem allein stehenden Häuschen. Sie hiess Marta und hatte eine Tochter namens Lucia. Vater Lorenzo war bei einem Felssturz unter dem Sass dal Gal ums Leben gekommen. An einem grauen, regnerischen Tag waren Mutter und Tochter gerade beim Brotbacken, als ein kleiner Vogel vom Balkon aus durchs Fenster hineinschaute und ein klagendes Gezwitscher von sich gab. «Das Vögelchen verkündet uns ein schlimmes Unglück», sagte die Mutter und begann zu schluchzen.

Die beiden Frauen arbeiteten fleissig weiter, doch hin und wieder liefen bittere Tränen an Martas Wangen herab. Lucia versuchte, ihre Mutter zu trösten, doch deren Lebenserfahrung war zu gross, als dass sie sich hätte beruhigen lassen. Als dann noch die Kirchenglocken von Brusio zu läuten begannen, wurde auch Lucia ernst und begann zu schluchzen: Die Glocken waren in Zalende nur dann zu hören, wenn sie Sturm läuteten. Und das bedeutete Unheil.

In diesem Moment tauchte der kleine Vogel erneut am Fenstersims auf. Nach ein paar Verneigungen zwitscherte er wieder seine traurige Melodie. Lucia verscheuchte ihn, doch er kehrte immer wieder zurück. Die beiden Frauen setzten all ihre Hoffnung in Gott und arbeiteten weiter bis es Nacht wurde. Der Duft des frisch gebackenen Roggenbrots zog durchs Haus. Plötzlich hörten sie ein furchtbares Getöse: Der Bach Val da Gagg war über die Ufer getreten und hatte das darunterliegende Land überflutet. Kirsch-, Walnuss- und Kastanienbäume knickten um und wurden hinabgerissen, als seien es kleine Zweige. Am nächsten Tag war das Haus, in dem Mutter und Tochter betend die Nacht verbracht hatten, von einem Haufen aus Steinen und Felsbrocken umgeben. Das Haus selbst war wie durch ein Wunder verschont geblieben. Doch kaum ein Sonnenstrahl konnte durch die wenigen noch aufrechten Bäume dringen und die Trauben vergolden, welche die Hausmauer zierten.

Die beiden Frauen waren zwar unversehrt, doch zitterten sie vor Schreck. Wer hätte inmitten all dieser Verwüstung und angesichts solcher Gefahr noch hier leben wollen? Mit Tränen in den Augen und Schrecken im Gesicht trugen Marta und Lucia ihre Bündel auf die andere, die rechte Seite des Flusses. Das Dorf Zalende war geboren.

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