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Der Einsiedler

Der Einsiedler

Vor fast tausend Jahren beschloss ein Mönch, sich in die Einsamkeit der Natur zurückzuziehen, in den Wald oberhalb von Cadera. Die Puschlaver nannten ihn Fra Bartolomeo und verehrten ihn wie einen Heiligen. Wenn die Bauern im Sommer auf ihre Maiensässe in Cavaglia zogen, sang der Einsiedler ihnen die Messe. Er verstand sehr viel von Pflanzen und Tieren. Die Leute suchten oftmals Rat bei ihm, und brachten ihm dafür Milch, Käse und Brot. Wenn sie im Herbst ins Tal zurückkehrten, blieb der Einsiedler in seiner Hütte zurück. Wenn ihm im Winter Käse und Brot ausgingen, stieg er hinunter nach San Carlo und bat um Almosen.

Eines Winters schneite es mehrere Tage lang; die Rehe und Hirsche konnten sich kaum noch durch den tiefen Schnee bewegen und so gewährte Fra Bartolomeo ihnen Unterschlupf in seiner Hütte. Er teilte sein Brot mit den Vögeln, doch schon bald war es aufgebraucht. Seine Kräfte schwanden mehr und mehr. Da hörte er plötzlich eine mysteriöse Stimme: «Nicht erschrecken, ich bin der Berggeist und werde dir helfen. Iss und stärke dich, damit du wieder Freund und Retter meiner Tiere sein und Gott Ehre erweisen kannst.» Fra Bartolomeo traute seinen Ohren und Augen nicht: Auf dem Tisch stand ein Krug mit Milch, ein Brot und ein grosses Stück Käse.

«Ein Wunder», flüsterte der Mönch. Jedes Mal, wenn er den Krug geleert hatte, fand er ihn am nächsten Tag neu gefüllt vor. Auch das Brot und der Käse wurden nie weniger, egal, wie viel er davon ass.

Eines Tages klopfte ein völlig erschöpfter Holzfäller, den ein Schneesturm überrascht hatte, bei ihm an. Der Mönch nahm ihn bei sich auf und gab ihm Speis und Trank. Das Unwetter wütete weiter und so blieb der Holzfäller einige Tage beim Einsiedler zu Gast. Als er nach Poschiavo zurückkehrte, berichtete er von seinem Erlebnis und davon, dass die Speisen des Mönches nie ausgingen. Und wie es bei wundersamen Ereignissen so häufig der Fall ist, wurden sie auch hier falsch ausgelegt. «Das riecht nach Schwefel», raunte es durchs Dorf. «Der Milchkrug immer gefüllt und das Brot wird nie weniger: Da muss der Teufel im Spiel sein. Und die zahmen Tiere? Könnten das nicht verzauberte Menschen sein? Der Einsiedler ist kein Mönch, sondern ein Hexer!».

Mit Knüppeln und Peitschen bewaffnet machte sich eine Gruppe von Dorfbewohnern auf nach Cadera und überraschte den beim Gebet knienden Mönch. Unsanft zogen sie ihn hoch, rissen ihm die Kutte vom Leib und zerrten ihn ins Tal hinunter. Auf dem Dorfplatz wartete eine wütende Menge, der Scheiterhaufen war bereitet. In der Mitte ragte der Pfahl empor, an den der arme Mönch gebunden wurde. Das Feuer wurde gezündet und eine dichte Rauchwolke stieg gen Himmel und umhüllte Fra Bartolomeo. Doch das Holz wollte nicht brennen und als der Rauch sich verzogen hatte, war der Pfahl leer! Vom Mönch keine Spur. Angst griff um sich. «Und wenn Fra Bartolomeo doch unschuldig war?», flüsterten die Leute entgeistert. Seit jenem Tag war kein böses Wort mehr über den Einsiedler von Cadera zu hören.

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